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Glossar und Anmerkungen
Ablass (nach
Bernd Moeller):
Von kirchlicher Autorität gewährte Nachlassung
zeitlicher Sündenstrafe vor Gott.
(s. auch hier)
Anmerkung
Gebräuchlich vor allem in Theologie und
Praxis der römischen Konfession.
Adoptianische Christologie lat.:
Der Mensch Jesus wird von Gott zum Sohn erklärt.
Agnostizismus
(nach Bernd Moeller):
Ablehnung der Möglichkeit, eine transzendentale Wirklichkeit
erkennen zu können; Forderung, auf das Transzendente keine
Behauptungen anzuwenden.
(s. auch hier)
Apologet (Duden) gr.:
Verfechter, Verteidiger.
Apologie (Duden):
Verteidigung; Verteidigungsrede, -schrift.
Gottfried ARNOLD
(1666-1714): (s. auch hier)
In seinem Werk Gottfried
Arnolds unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historien
von 1699/1700 schreibt er im Vierten Buch – Von den
merk-würdigsten Kirchengeschichten im vierten Jahrhundert
–
im 7. Kapitel, §25, über den Gewissenszwang nach dem Konzil von Nicäa
(325):
"Das
allergefährlichste war hierbei der grausame Gewissenszwang,
den Konstantin auf Anstiften der Klerisei
vornahm. Indem diese nicht mehr mit den Gründen der Heiligen
Schrift und mit sanftmütiger, nachdrücklicher
Überzeugung der Gemüter die Leute zu ihren Meinungen
bringen
wollte, sondern mit gewaltsamer Hand, mit Feuer und Schwert zwang und
die, so sich weigerten, verfolgte. Denn zu geschweigen, dass man da –
andern zur Nachfolge – neue Glaubensformeln auf die Bahn brachte, so
hatten sie mit ihren neuen Schriften und Finten den armen Kaiser auch
bezaubert, als wenn Gott selber alles getan und geredet hätte,
was
das Konzil abfasste, wie die Autoren sich nicht scheuen zu bekennen. Er
jagte nicht allein viele aus dem Land, die die Klerisei nicht leiden
wollte, sondern drohte auch den andern, die sich nicht in allem
bequemen würden, mit scharfen Expressionen die
Landesverweisung
und andere schwere Strafen an. Die Bücher der anderen Partei
befahl er ernstlich mit Feuer zun verbrennen, gleich als wenn damit die
Meinungen aus den Herzen könnten verbannt werden … Ferner
ließ er publizieren, dass, wer ein arianisches Buch
verstecken
und nicht alsbald öffentlich verbrennen würde, der
solle am
Leib und Leben gestraft und unverzüglich hingerichtet werden.
Wer
sich würde gelüsten lassen, die Arianer zu
rekommendieren
oder ihnen anzuhangen, der sollte durch den Henker vom Leben zum Tode
gebracht werden. Dieses waren die grausamen und mehr als heidnischen
Gesetze des Kaisers nach dem Konzil, dergleichen kein heidnischer
Regent oder Priester jemals in Religionssachen leichtlich wird
publiziert haben …"
AT: Altes Testament.
Autodafé
(nach Uta Ranke-Heinemann in Nein und Amen):
"Beispiele für schwere Verbrechen aus religiösem
Fanatismus,
also im Kampf für das höchste Gut, sind
Kreuzzüge,
Inquisition, Ketzer- und Hexenverbrennung, heiliger Krieg.
Autodafé (von dem spanischen und portugiesischen auto
de fé = Akt des Glaubens, lateinisch actus
fidei)
ist das gemeinsame Wort für sowohl »Akt des
Glaubens«
als auch »Ketzerverbrennung«, also
gewissermaßen die
Schreckensbilanz des christlichen Glaubensaktes. Ein
Autodafé
wurde von der spanischen Inquisition in Gegenwart des Königs,
des
Hofstaats, des Adels und des hohen Klerus mit
größtem Pomp
vollstreckt.
Der Reformator Calvin ließ in seinem Genfer Gottesstaat
–
der Gottesstaat ist ebenso gefährlich wie der
totalitäre
Staat, denn der Gottesstaat ist ein totalitärer Staat
– den
spanischen Arzt Michael Servet
am 27. Oktober 1553 lebendig verbrennen, weil dieser die Rede von der
Dreifaltigkeit Gottes als »reines Fantasieprodukt und
Hirngespinst« bezeichnet hatte. Und Melanchton
(†1560),
der Freund Luthers, schrieb am 14. Oktober 1554 einen Dankbrief an
Calvin, voll Lob dafür, dass Calvin »diesen
Gotteslästerer nach einem ordnungsgemäßen
Prozess« habe hinrichten lassen.
Luther selbst war sieben Jahre vor Servets Verbrennung 1546 gestorben,
hätte sich aber ähnlich geäußert.
In Bezug auf
Hexenverbrennung – die Hexen waren seit 1326 den Ketzern
gleichgestellt – hatte Luther sich in seinen Tischreden
folgendermaßen ausgedrückt: »Mit Hexen und
Zauberinnen
soll man keine Barmherzigkeit haben, ich wollte sie selber
verbrennen.«
Der anglikanische Bischof Joseph Hall (†1656) meinte mit
Recht:
»Man ist seines Lebens dort sicherer, wo es gar keinen
Glauben
gibt, als dort, wo alles zur Sache des Glaubens gemacht
wird.«"
Pierre
BAYLE (1647-1706):
Bei Franz Buggle fand
ich folgendes Zitat aus Schriften Bayle's:
»Wir sehen ... ein
wirklich entsetzliches
Zusammentreffen von zwei oder drei Momenten. Das erste ist die
feierliche Bekanntmachung von Strafgesetzen gegen solche, die nicht
gewisse Ansichten über religiöse Gegenstände
hegen.
(…) Das zweite Moment ist die strenge und oft sehr blutige
Vollziehung dieser Gesetze in allen Fällen, die sich nur immer
darboten; das dritte – das schrecklichste von allen
– ist
die Billigung und Beistimmung von seiten ... der meisten Gelehrten.
Ich wiederhole es: Dies ist das Schrecklichste, das wahrhaft Ungeheure.
(…) Dies ist der höchste Grad der geistigen und moralischen
Verdorbenheit, dass eine so wahnsinnige Lehre, eine Lehre, welche die
Bestrafung eines Menschen rechtfertigt, der aus
Gewissensgründen
die Unterschrift einer Glaubensformel verweigert, sich in der
christlichen Kirche mit fast allgemeinem Beifall von seiten der Lehrer
ausgebreitet und sich ein solches Ansehen gegeben hat, dass man fast
für einen Ketzer gilt, selbst unter den Protestanten, wenn man
nur
ein deutliches Wort zugunsten der Toleranz spricht«.
Die Bergpredigt
– Matthäus Kapitel 5-7 (Auszüge),
Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984 (s. auch Lk 6,17-49 Die
Predigt auf dem Felde)
Die
Seligpreisungen
– Mt 5,3-12
3 Selig sind,
die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die
Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und
dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen;
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens
sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der
Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um
meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei
Übles
gegen euch, wenn sie damit lügen.
12 Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich
belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor
euch gewesen sind.
Die
sog. "Antithesen" – Mt 5,21-48
Vom
Töten – Mt 5,21-22
21 Ihr
habt gehört,
dass zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): »Du
sollst
nicht töten«; wer aber tötet, der soll des
Gerichts
schuldig sein. 22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder
zürnt,
der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du
Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!,
der ist des höllischen Feuers schuldig.
[…]
Vom Ehebrechen – Mt 5,27-28
27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 20,14):
»Du sollst nicht ehebrechen.«
28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat
schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
[…]
Von
der Ehescheidung – Mt
5,31-32
31 Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): »Wer sich von seiner
Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.«
32 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn
wegen Ehebruchs, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine
Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
Vom Schwören – Mt 5, 33-37
33 Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3.
Mose
19,12; 4. Mose 30,3): »Du sollst keinen falschen Eid
schwören und sollst dem Herrn deinen Eid halten.«
34 Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht
schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes
Thron;
35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner
Füße;
noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen
Königs.
36 Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du
vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.
37 Eure Rede aber sei Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das
ist vom Übel.
Vom Vergelten – Mt 5,38-42
38 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24):
»Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem
Übel,
sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem
biete die andere auch dar.
40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem
lass auch den Mantel.
41 Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh
mit ihm zwei.
42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas
von dir borgen will.
Von der Feindesliebe – Mt 5,43-49
43 Ihr habt gehört, dass gesagt ist (3. Mose 19,18):
»Du sollst deinen Nächsten lieben« und
deinen Feind hassen.
44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet
für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Kinder seid eures
Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne
aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen
über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für
Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut
ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im
Himmel vollkommen ist.
Textstellen mit verwandtem Inhalt
im Alten Testament:
3.
Mose 19,33-34
33 Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr
nicht bedrücken.
34 Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du
sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge
gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.
2.
Mose 23,4-5
4 Wenn du
dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so
sollst du sie ihm wieder zuführen.
5 Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst,
so lass ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tier
auf.
Vom Tun des göttlichen
Willens – Mt 7,12 ("Goldene
Regel")
12
Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun
sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.
Christologie,
christologisch
gr. (nach Bernd
Moeller): Die dogmatische Lehre über Christus.
Christus
der Richter (Auszug aus dem KKK):
1051 In seiner unsterblichen Seele
erhält jeder Mensch gleich nach dem Tod durch Christus,
den Richter der Lebenden und der Toten, in einem besonderen Gericht
seine ewige Vergeltung.
[…]
1059 „Die hochheilige Römische Kirche
glaubt
fest und behauptet fest, dass ... am Tage des Gerichtes alle Menschen
mit ihren Leibern vor dem Richterstuhl Christi erscheinen werden,
um über ihre Taten Rechenschaft abzulegen“ (DS 859)
[Vgl. DS 1549].
Deuteropaulinen,
deuteropaulinisch (nach Gerd
Theißen):
wörtl. «nur an zweiter Stelle paulinisch».
Bezeichnung
für urchristliche Schriften, die zu Unrecht Paulus
zugeschrieben
wurden, aber im Bewusstsein geschrieben wurden, sein Erbe
fortzuführen: 2Tess,
Kol, Eph, 1/2Tim,
Tit.
Doppelgebot der Liebe
– Mt 22,35-40, Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984
Die Frage
nach dem höchsten Gebot
[…]
35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte:
36 Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?
37 Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den
Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von
ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5).
38 Dies ist das höchste und größte Gebot.
39 Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst«
(3. Mose 19,18).
40 In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die
Propheten.
Parallelen im Alten Testament:
5.
Mose 6,4-5
4 Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der
Herr allein.
5 Und du sollst den Herrn, deinen
Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner
Kraft.
3.
Mose 19,18
18 Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die
Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.
EKD: Evangelische Kirche in Deutschland,
Zusammenschluß der 22 weithin selbständigen
lutherischen,
reformierten und unierten Landeskirchen in der Bundesrepublik
Deutschland. Von der Geamtbevölkerung gehörten Ende 2002 ca. 26,2
Millionen evangelische Christen den Landeskirchen mit ihren 16 356
rechtlich selbstständigen Kirchengemeinden an.
Zahlen aus 2008:
ca. 24,5 Mio. Kirchenmitglieder in 15 471 Kirchengemeinden.
(s. auch hier)
Eschatologie,
eschatologisch (nach Gerd
Theißen):
wörtl. «Lehre von den letzten Dingen»
(eschatos =
letztes). Vorstellungen von einem Ende der Welt oder einer
grundsätzlichen Überwindung der bestehenden Welt
werden
«eschatologisch» genannt.
(s. auch hier)
Exegese, exegetisch
gr. (nach Klaus-Peter Jörns):
Meint heute die Erforschung der Entstehung und Bedeutung der einzelnen
Schriften innerhalb des jüdischen und christlichen Teils der
Bibel. Die bei der historisch-kritischen Erforschung benutzten
wissenschaftlichen Instrumentarien werden auch in anderen
Wissenschaften verwendet, die mit überlieferten Textsammlungen
zu
tun haben (Altertumswissenschaft, Rechtswissenschaft,
Religionsgeschichte). Exeget
(Duden): Bibelwissenschaftler.
Fanatismus
(nach Uta Ranke-Heinemann in Nein und Amen):
"Am gefährlichsten sind die Menschen in ihrer Hingabe an ein
falsches Credo, in ihrem Fanatismus. Man spricht in diesem Zusammenhang
von »religiösem Fanatismus«. Das ist
jedoch eine
Tautologie, d. h., das Gleiche wird in überflüssiger
Weise
zweimal gesagt – wie beim »weißen
Schimmel«
oder »runden Kreis«. Gemäß
seiner Sprachwurzel
ist nämlich jeder Fanatismus religiös. Fanatismus
kommt von
dem Wort fanum = das Heilige. Alles, was
außerhalb des Heiligen liegt, ist das Profane.
Fanatismus ist der Kampf für das Heilige, er ist die
Geisteskrankheit der Frommen. In ihrem blinden Eifer für das
höchste Gut, nämlich für Gott,
übersehen sie die
ihnen wie allen Menschen von Gott ins Herz einprogrammierte goldene
Verhaltensregel, die lautet: Menschlichkeit und Barmherzigkeit."
giordano bruno stiftung
(gbs): Anwort auf
Frage 7. Sind die Religionen nicht
notwendig für die Wertebildung?
"Es ist eine historisch
unumstößliche
Tatsache, dass die fundamentalen Rechte, die wir in modernen
Rechtsstaaten genießen, überwiegend nicht den
Religionen
entstammen, sondern in einem erbitterten Emanzipationskampf gegen die
Machtansprüche der Religionen durchgesetzt werden mussten.
Viele
Werte wie etwa Rationalität, individuelle Selbstbestimmung
oder
Demokratie, die uns heute selbstverständlich erscheinen,
wurden
bereits im antiken Griechenland und Rom entwickelt, verschwanden aber
mit der Machtübernahme des Christentums fast ein Jahrtausend
von
der Bildfläche. Es bedurfte schon der Renaissance, einer Zeit,
in
der die antiken Schriften wieder entdeckt wurden, damit sich in Europa
langsam wieder die Idee der individuellen Freiheit entfalten konnte.
Auch in der Neuzeit waren es
vorwiegend
religionskritische Menschen, die die Wertentwicklung (etwa die
Gleichberechtigung der Geschlechter, die Idee der sozialen
Gerechtigkeit, die Gewährung von Meinungs- und Pressefreiheit,
die
Anerkennung sexueller Selbstbestimmungsrechte etc.) voranbrachten. Die
Idee der menschenrechte beispielsweise wurde maßgeblich von
dem
Religionskritiker Thomas Paine forciert, während eine ganze
Reihe
von Päpsten dies als »unerträgliche
Anmaßung« verdammte. Erst 1961 konnte sich Papst
Johannes
XXIII. zu einer gewundenen Anerkennung der Menschenrechte durchringen,
jedoch hat der Vatikan als einziger Staat in Europa die
»Europäische Menschenrechtskonvention« bis
heute nicht
ratifiziert. Nur ein Beispiel unter vielen, das zeigt, dass die Rede
von den »christlichen Werten« einer genaueren
Betrachtung
nicht standhält."
Anmerkung
Der Text ist der gbs-Informationsschrift
AUFKLÄRUNG im 21. Jahrhundert
entnommen.
Johann Wolfgang von
GOETHE (1749-1832) über Gottfried Arnold
(1666-1714): "Einen großen Einfluss erfuhr ich dabei von
einem
wichtigen Buche, das mir in die Hände geriet, es war Arnolds
»Kirchen- und Ketzergeschichte«. Dieser Mann ist
nicht ein
bloß reflektierender Historiker, sondern zugleich fromm und
fühlend. Seine Gesinnungen stimmten sehr zu den meinigen, und
was
mich an seinem Werk besonders ergetzte, war, dass ich von manchen
Ketzern, die man mir bisher als toll oder gottlos vorgestellt hatte,
einen vorteilhaften Begriff erhielt."
(J. W. von Goethe: Aus
meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, 2. Teil, 8. Buch)
GOLDENE REGEL:
"Was du nicht willst, dass man dir tu, das
füg auch keinem andern zu".
Gleichnisse
(Auswahl), Bibeltext in der revidierten
Fassung von 1984
Der barmherzige
Samariter – Lukas 10,30a-35 (Lukanisches
Sondergut)
Der
barmherzige Samariter
30a Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und
fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und
machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.
31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße
hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber.
32 Desgleichen auch ein Levit; als er zu der Stelle kam und ihn sah,
ging er vorüber.
33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn
sah, jammerte er ihn;
34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und
verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge
und pflegte ihn.
35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie
dem
Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's
bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Vom verlorenen
Sohn – Lukas 15,11-32 (Lukanisches
Sondergut)
Vom
verlorenen Sohn
11 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne.
12 Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir,
Vater,
das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie.
13 Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles
zusammen
und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit
Prassen.
14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große
Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben
15 und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes
Landes;
der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.
16 Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten,
die
die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.
17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat
mein
Vater, die Brot in Fülle haben und ich verderbe hier im
Hunger!
18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen:
Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.
19 Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße;
mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
20 Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch
weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und
fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe
gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht
mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.
22 Aber der Vater sprach zu seinen Knechten:
Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm
einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße
23 und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns
essen und fröhlich sein!
24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig
geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und
sie fingen an, fröhlich zu sein.
25 Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum
Hause kam, hörte der Singen und Tanzen
26 und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das
wäre.
27 Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das
gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.
28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater
heraus und bat ihn.
29 Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre
diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du
hast
mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden
fröhlich
gewesen wäre.
30 Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Hab und Gut mit
Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb
geschlachtet.
31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allzeit bei mir und alles,
was mein ist, das ist dein.
32 Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser
dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren
und ist wiedergefunden.
Jesus
und die Ehebrecherin –
Johannes 7,53-8,11 ("geniale
Fälschung")
Jesus und die
Ehebrecherin
53 Und jeder ging heim.*
*Der Bericht 7,53-8,11 ist in
den ältesten Textzeugen des Johannesevangeliums nicht
enthalten.
8 Jesus
aber ging zum Ölberg.
2 Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk
kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie.
3 Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau
zu
ihm, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte
4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim
Ehebruch ergriffen worden.
5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was
sagst du?
6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen
könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb auf die
Erde.
7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und
sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist,
der werfe den ersten Stein auf sie.
8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.
9 Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem
andern,
die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die
in
der Mitte stand.
10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat
dich niemand verdammt?
11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich
dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.
Gottebenbildlichkeit
(nach Paulus): Wenn man der persönlichen Glaubensmeinung des
Paulus folgte, wäre etwa die Hälfte der Menschheit
von der
"Gottebenbildlichkeit" ausgeschlossen. Für Paulus gilt sie
unbezweifelbar für Christus (2. Kor 4,4: »den
Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet
hat,
dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der
Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.«),
darüber hinaus allerdings nur für den männlichen
Teil der Spezies Mensch (1. Kor 11,7: »Der Mann aber soll das
Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau
aber ist des Mannes Abglanz.«).
Paulus orientierte sich
natürlich an der
Schöpfungsgeschichte, die in den ersten Kapiteln des Alten
Testaments überliefert ist. Dieser Mythos wird dort in den
Kapiteln 1 und 2 des ersten Buches Mose (Genesis) in zwei
unterschiedlichen Versionen angeboten. Über die Erschaffung
des
Menschen steht in 1. Mose 1,27: »Und Gott der Herr schuf den
Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie
als Mann und Weib.« Die im 2. Kapitel enthaltene zweite
Version
unterscheidet sehr konkret zwischen der Erschaffung des Menschen und
der des »Weibes« (1. Mose 2,22): »Und
Gott der Herr
baute ein Weib aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte
sie zu ihm.« – Paulus kam zu seiner Glaubensmeinung
ganz
offensichtlich durch eine geschickte gedankliche Verknüpfung
beider Versionen.
Der sog. Apostel Paulus wird
häufig als "erster Theologe der Christenheit" bezeichnet. Mir
scheint, dass mit seiner
Theologie jene verhängnisvolle Entwicklung begann, aus
mythischen
Vorstellungen einer archaischen Vergangenheit Glaubensmeinungen mit dogmatischem
Charakter
zu formen. Eine Entwicklung, die dann mit den Beschlüssen der
berüchtigten "Räubersynoden" des 4. und 5.
Jahrhunderts n.
Chr. ihren Höhepunkt erreichte (s. hier).
Die Ergebnisse dieser vor nahezu 2000 Jahren einsetzenden
Fehlentwicklung sind bis heute die tragenden Säulen der
diversen
Theologien des organisierten Christentums.
Häresie,
Häretiker (nach Peter
L. Berger): "Das deutsche Wort
»Häresie« geht zurück auf das
griechische Verb hairein, das soviel wie
»wählen« bedeutet. Eine Hairesis
bedeutete ursprünglich ganz einfach, eine Wahl zu treffen.
Eine
davon abgeleitete Bedeutung ist die einer Meinung. Im Neuen Testament
wie auch in den Paulus-Briefen hat das Wort bereits eine spezifisch
religiöse Bedeutung, nämlich die einer Gruppe oder
einer
Partei innerhalb der größeren religiösen
Gemeinschaft;
das Grundprinzip einer solchen Gruppe oder Partei ist die bestimmte
religiöse Meinung, die ihre Mitglieder sich gebildet oder
gewählt haben. […]
Damit der
Begriff der Häresie
überhaupt irgendeine Bedeutung bekommen konnte, war die
Autorität einer religiösen Tradition notwendige
Voraussetzung. Nur im Hinblick auf eine solche Autorität
konnte
man überhaupt eine häretische Einstellung annehmen.
Der
Häretiker leugnete diese Autorität und lehnte es ab,
die
Tradition in toto zu akzeptieren. Stattdessen
suchte und
wählte er aus den Traditionsinhalten aus, und aus diesem
Ausgesuchten und Ausgewählten bildete er sich seine eigene
abweichende Meinung. Man sollte annehmen, dass die Möglichkeit
der
Häresie immer und allezeit in menschlichen Gemeinschaften
bestanden hat, genauso wie man annehmen sollte, dass es immer Rebellen
und Innovatoren gegeben hat. Und sicher müssen diejenigen, die
die
Autorität einer Tradition repräsentierten, sich immer
mit
dieser Möglichkeit herumgeplagt haben. Doch mit der
Heraufkunft
der Modernität hat sich der soziale Kontext dieses
Phänomens
radikal geändert: In prämodernen
Situationen leben die
Menschen in einer Welt religiöser Sicherheit, die gelegentlich
durch häretische Abweichungen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Im
Gegensatz dazu bildet die moderne Situation eine Welt der Unsicherheit,
die gelegentlich durch mehr oder weniger brüchige
Konstruktionen
religiöser Affirmation abgewehrt wird. Tatsächlich
lässt sich dieser Wandel noch weit schärfer
formulieren: Für
den prämodernen Menschen stellt die Häresie eine
Möglichkeit dar, für gewöhnlich allerdings
eine fernab
gelegene; für den modernen Menschen wird Häresie
typischerweise zur Notwendigkeit. Oder noch einmal, Modernität
schafft eine neue Situation, in der Aussuchen und Auswählen
zum Imperativ wird."
(s. auch hier)
Hierokratie;
hierokratisch (Duden): Priesterherrschaft; die Hierokratie
betreffend, auf ihr beruhend.
Hinrichtung Michael
Servets (nach Walter
Nigg):
"Dem Gedächtnis der Menschheit hat sich der Vormittag des 27.
Oktober 1553 unvergesslich eingeprägt, als ein schweigender
Zug
Servet zur Hinrichtung führte. Wilhelm Farel war eigens zu dem
Zweck herbeigerufen worden, den Zweiundvierzigjährigen
womöglich noch vor dem Tode zu bekehren. Unaufhörlich
sprach
der Neuenburger Reformator auf den Verurteilten ein, ohne das geringste
Verständnis für den Vorgang zu bekunden, der sich
jetzt in
Servets Seele abspielte. Er war einzig darauf bedacht, von Servet das
Eingeständnis seines theologischen Irrtums zu erhalten, ein
erschütterndes Beispiel einer seelenlosen Seelsorge. Da Farel
keine menschliche Teilnahme aufbrachte, würdigte ihn der nur
noch
still vor sich hin betende Servet zuletzt keiner Antwort mehr. Auf dem
Richtplatz angelangt, ermahnte Farel die zuschauende Volksmenge:
»Da seht ihr, welche Macht Satan besitzt, wenn er einen
Menschen
in seiner Gewalt hat. Dieser Mann ist ein Gelehrter von Ruf, und er
glaubte vielleicht recht zu handeln. Nun aber besitzt ihn Satan, und
euch könnte dasselbe widerfahren.« Als der Henker
mit seiner
Arbeit begann, flüsterte Servet mit bebender Stimme:
»O
Gott, O Gott!« In seiner Intriganz herrschte Farel ihn an:
»Hast du nichts anderes zu sagen?« Servet erwiderte
ihm
noch: »Was könnte ich anderes tun, als von Gott
sprechen!« Darauf wurde er auf den Scheiterhaufen gehoben,
mit
einer Kette an den Pfahl gebunden und auf sein Haupt als Leidenskrone
ein mit Schwefel bestreuter Laubkranz gedrückt. Beim
Anzünden
des Holzstoßes entfuhr ihm ein gellender Schrei des
Entsetzens.
»Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!« rief er mit
spanischem
Akzent. Über eine halbe Stunde dauerte der grauenhafte
Todeskampf,
da man noch halb grünes Holz genommen hatte, welches nur ein
ungenügendes Feuer entwickelte. Durch Mark und Bein gehende
Schreie stieß der sich in sinnlosen Qualen windende Mann aus,
welche das umstehende Volk in einem erbleichenden Schrecken
zusammenfahren ließ. »Jesus, du Sohn Gottes,
erbarme dich
meiner«, rief der Gemarterte noch aus den Flammen, damit
bezeugend, dass er unverändert an seinem Glaubensbekenntnis
bis
zur letzten Stunde seines Lebens festhielt." (Das Buch der Ketzer, S. 414)
Hypostase
gr. (nach Hauck/Schwinge):
Grundlage (lat. Übers. -> substantia),
Wesenheit; Verdinglichung bzw. Personifizierung eines
-> Abstraktums od. Gedankens (z. B. die drei Hypostasen der
-> Trinität).
Inkarnation lat.
(nach Hauck/Schwinge):
Fleischwerdung, Menschwerdung des -> Logos in Jesus (Joh1,14).
Judaisten,
judaistisch (nach Gerd
Theißen):
Judenchristen, die im 1. Jh. n. Chr. darauf hin arbeiteten, dass alle
Christen Juden werden und dazu Beschneidung und Speisegebote
akzeptieren.
Judenchristliche
Evangelien: Ebionitenevangelium,
Hebräerevangelium,
Nazaräerevangelium.
JULIAN Apostata,
römischer Kaiser: Julian (331-363) war im 4.
Jahrhundert, nach Celsus (2. Jh.) und Porphyrios
(3. Jh.), einer der bedeutendsten Kritiker des frühen
Christentums. Julian, ein Neffe Konstantins, war christlich
erzogen worden, u. a. vom arianischen
Bischof Eusebius von Nikomedia.
Er hatte, wegen seines kindlichen Alters, die von hohen
Militärs,
nach dem Tode Konstantins im Jahr 337, unter dessen Verwandten
durchgeführte "Säuberung" überlebt.
Im Jahr 361
bestieg er den
römischen Kaiserthron. Er hatte sich schon vorher vom
Christentum
abgewandt. Nun wandte er sich offen den traditionellen
römisch-griechischen (Mysterien-)Kulten zu und begann, die
Macht
des Christentums zu beschneiden. Von den Christen wurde er daher Julian
Apostata, "Julian der Abtrünnige",
genannt. Seine
Bemühungen, das Christentum zurückzudrängen,
blieben
eine Episode, da er schon im Jahr 363 starb, und sein christlicher
Nachfolger Jovian (331-364) den alten Zustand
wiederherstellte.
Kanon (nach Gerd Theißen):
wörtl. «Richtschnur, Maß»: Eine
Sammlung von
Schriften, die für eine religiöse Gemeinschaft
normative
Grundlage für Leben, Weltdeutung und Ethos ist. Im weiteren
Sinne
will jede mit religiösem Autoritätsanspruch
auftretende
Schrift «kanonisch» sein, im engeren Sinne aber
sind erst
Schriften, die in eine verbindliche Liste einer Religionsgemeinschaft
aufgenommen wurden, kanonische Schriften.
Katechumene:
frühchristl.
Taufbewerber oder Taufschüler während der zwei- bis
dreijährigen Vorbereitung auf die Taufe, durch die
schließlich der Übertritt zum Christentum vollzogen
wurde.
KKK (von
der ersten Seite der offiziellen Publikation): Katechismus der Katholischen Kirche,
1992/93, franz. Paris 1992, dt. München u.a. 1993; lat.:
Catechismus Catholicae Ecclesiae, Città del Vaticano 1997.
Klerisei gr.:
altertüml. für Klerus,
Gesamtheit der Angehörigen des Priesterstandes.
Konstantinische
Wende (nach wikipedia):
So wird ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des Christentums
bezeichnet, der durch die zwischen dem weströmischen Kaiser Konstantin (272/85-337) und
dem oströmischen Kaiser
Licinius (um 265-325) im Jahre 313 getroffene Mailänder Vereinbarung
markiert wurde. Im weiteren Verlauf dieser Entwicklung gewann das
Christentum im Römischen Reich zunehmend an Einfluss und wurde
im
Jahr 380 von Kaiser Theodosius I. (347-395)
schließlich zur Staatsreligion erhoben. Durch die Konstantinische Wende
wurde aus der staatlich diskriminierten und phasenweise blutig
verfolgten orthodox-katholischen Kirche eine zunächst
geduldete,
dann rechtlich privilegierte Institution und am Ende die Reichskirche.
Anmerkung
Der Mailänder Vereinbarung
ging das im Jahre 311 von Kaiser Galerius
(um 250-311) erlassene Toleranzedikt von Nikomedia
voraus, das die Christenverfolgung beendete.
Konzil von
Nicäa, erstes: Das von Kaiser Konstantin (272/85-337)
einberufene erste Konzil von Nicäa, das
heute als erstes ökumenisches Konzil
bezeichnet wird, fand im Jahre 325 statt. Konstantin sah die wachsende
christliche Kirche als ein Instrument zum Ausbau und zur Festigung
seiner eigenen Machtposition im Römischen Reich. Als es in
dieser
Kirche zu ernsthaften Auseinandersetzungen über Glaubensfragen
kam, war es nur folgerichtig, dass er eingriff, um diese Streitigkeiten
so rasch wie möglich zu beenden und damit einer
möglichen
gesellschaftlichen Destabilisierung vorzubeugen. Unter Konstantins
Druck einigten sich die anwesenden Bischöfe auf das sog. "Nicänische Glaubensbekenntnis".
Dieses Bekenntnis umfasst u. a. die "Festschreibung" der Gottnatur Jesu. Damit
legte dieses Konzil den Grundstein für das Gebäude
christlicher Dogmen. (s. auch hier)
Kopernikanische Wende:
Hiermit bezeichnet man die vom Astronomen Nikolaus Kopernikus
(1473-1543) eingeleitete Entwicklung der Auffassung, dass nicht die
Erde der Zentralkörper des astronomischen Weltsystems sei,
sondern
die Sonne.
Das kopernikanische System, auch als heliozentrisches
Weltbild bezeichnet, löste das bis dahin
gültige, aus der Antike stammende, geozentrische
bzw. Ptolemäische Weltbild ab.
Bei Claudius Ptolemäus
(um 100-175) befand sich die Erde unbeweglich im Mittelpunkt des
Universums und wurde vom Mond, der Sonne und den Planeten umkreist.
Aus religionsideologischen Gründen vertrat die katholische
Kirche
in ihren Lehren die Vorstellung, dass damit auch der Mensch im
Mittelpunkt des Universums stünde. Daher kämpfte sie
verbissen für die Aufrechterhaltung des alten Weltbildes, was
alle, die das heliozentrische System für plausibel hielten, in
akute Lebensgefahr brachte.
Kopernikus ging in seinem System davon aus, dass sich die
Himmelskörper auf Kreisbahnen um die Sonne bewegten. Er
wusste,
dass diese Annahme durch Beobachtungen nicht zufriedenstellend belegt
werden konnte. Erst Johannes Kepler
(1571-1630) fand heraus, dass die Planeten die Sonne auf elliptischen
Bahnen umkreisten und korrigierte damit das kopernikanische System.
Anmerkungen
- Früher ging man davon aus, dass Kopernikus die Vorstellung des antiken
Astronomen Aristarchos von Samos (um 310-230
v. Chr.) von einem heliozentrischen System kannte. Heute weiß man, dass dies nicht der Fall war.
- Giordano Bruno
(1548-1600) ging über Kopernikus hinaus und erklärte
die
Sonne als einen Fixstern unter vielen anderen, um die ebenfalls
Planeten kreisten. Er brach mit der Vorstellung, dass das Weltsytem an
der "Sphäre der Fixsterne" endete. Für ihn erstreckte
es sich
vielmehr ins Unendliche. Für den "Himmel" oder das "Jenseits",
die
in den von der Kirche verbreiteten Glaubensmeinungen eine zentrale
Rolle spielten, gab es keinen Platz mehr. Diese Auffassung trug dazu
bei, dass die damaligen kirchlichen Machthaber in Rom Giordano Bruno im
Jahre 1600 als Ketzer verurteilten und ihn auf dem Scheiterhaufen
verbrannten.
Paul de LAGARDE
– über Theologie:
»Jeder, der die Wissenschaft kennt, weiß, dass sie
ihren
Zweck lediglich in sich hat, darum ihre Methode sich selbst sucht, und
von keiner Macht im Himmel und auf Erden Vorschriften, Gesetze,
Zielpunkte annimmt. Sie will wissen, nichts als wissen, und zwar nur um
zu wissen. Sie weiß, dass sie nichts weiß, wo sie
nicht
bewiesen hat. Es ist jedem Manne in der Wissenschaft
vollständig
gleichgültig, was bei seinen Untersuchungen herauskommt, das
heißt, wenn nur neue Wahrheiten entdeckt werden. Die
Wissenschaft
gestattet Jedem, die von ihr gefundenen Ergebnisse aufs neue zu
prüfen, und wirft rückhaltlos fort, was eine solche
Prüfung nicht besteht. Sie fordert von Jedem, der die zum
Urteilen
nötigen Vorkenntnisse hat, dass er das ihm bewiesene annehme
und
anerkenne, oder auf den Namen eines ehrlichen Mannes verzichte.
Man kann sich leicht überzeugen, dass diese Beschreibung der
Wissenschaft auf die Disziplin, die wir in Deutschland Theologie
nennen, unanwendbar, dass mithin die tatsächlich vorhandene
Theologie eine Wissenschaft nicht ist.«
Legalismus:
bezeichnet das theologische
Konzept der "Werkgerechtigkeit".
Mosaische Unterscheidung
(nach Jan Assmann):
In einem wohl über Jahrtausende verlaufenen Prozess, der als
"monotheistische Wende" beschrieben werden kann, hat sich der Monotheismus
aus dem viel älteren Polytheismus
entwickelt. Den Kernpunkt dieser Wende bezeichnet Assmann mit dem
Begriff der "Mosaischen Unterscheidung". Wörtlich sagt er:
"Nicht die Unterscheidung zwischen
dem Einen
Gott und den vielen Göttern erscheint mir das Entscheidende,
sondern die Unterscheidung zwischen wahr und falsch in der Religion,
zwischen dem wahren Gott und den falschen Göttern, der wahren
Lehre und den Irrlehren, zwischen Wissen und Unwissenheit, Glaube und
Unglaube."
NT: Neues Testament.
Ontologie (von
den griechischen Worten on und logos):
Komplexe Lehre vom Sein, wichtiger Teilbereich der Philosophie, heute
auch in der Informatik zur Beschreibung von Wissensbereichen und
Begriffssystemen gebräuchlich.
In dem von Herbert Koch
zitierten
Kommentar ist von "zwei Ontologien" die Rede, also von (zwei) ganz
unterschiedlichen Seins- bzw. Lebensformen, von (zwei)
unterschiedlichen geistigen "Welten", die in vielen Teilaspekten im
Widerspruch zu einander stehen und unvereinbar sind. Dass die Kirchen
und ihre Theologen dennoch unbeirrt und wider besseres Wissen jede
kritische Überprüfung ihrer "Welt" ablehnen, ist
für
viele Menschen die eigentliche "Zumutung".
Paränese,
paränetisch (nach Gerd Theißen):
wörtl. Ermunterung, Ermahnung. Ethische Belehrung in Form von
aneinandergereihten Imperativen oder Mahnworten (Anm.:
z. B. in der »Bergpredigt«).
Parusie (nach Gerd Theißen):
wörtl. «Gegenwart» oder
«Ankunft».
Bezeichnet im NT die erwartete Ankunft (als Wiederkunft) Jesu, die am
Anfang für die nächste Zeit erwartet wurde. Die
Erfahrung,
dass diese Ankunft Jesu ausblieb, wird «Parusieverzögerung»
oder «Parusieenttäuschung» genannt.
Paulusbriefe (Auszüge
aus den Einführungen zu den einzelnen unechten
Briefen in der BIBEL in gerechter
Sprache):
Brief an die Gemeinde in
Ephesus
»… von Anhängerinnen und Anhängern
paulinischer
Theologie an der Wende vom 1. zum 2. Jh. geschrieben. …
… von spekulativem Denken und meditativer Sprache
geprägt.«
Brief an die Gemeinde in
Kolossä
»Der Brief wurde von Freundinnen und Freunden des Paulus
geschrieben, um die nach dessen Tod ausgelöste Krise zu
überwinden und das Weiterleben paulinischer Gemeinden zu
ermöglichen.«
An die Gemeinde in
Thessaloniki: Zweiter Brief
»2 Thess stammt von anderen Verfassern als 1 Thess. Sie
nennen
sich auch Paulus, Timotheus und Silvanus, beteuern jedoch die
angebliche Hauptautorenschaft des Paulus (2 Thess 3,17). Sie
orientieren sich formal am 1 Thess, erklären diesen aber
für
gefälscht (2 Thess 2,2) und fügen ein
Echtheitszeichen an (2
Thess 3,17).«
Anmerkung
Eine
besonders dreiste Fälschung! Der Theologe Gerd Lüdemann (*1946)
schreibt dazu in seinem Buch Die
gröbste Fälschung des Neuen Testaments:
"Die gröbste Fälschung
ist der 2Thess, der in der Täuschungsabsicht fast
völlig
aufgeht. Sein Verfasser diffamiert einen anderen, echten Paulusbrief
als Betrug und ahmt ihn zugleich nach, um ihn zu ersetzen. Er will in
rein negativer Intention einen anderen Paulusbrief eliminieren und sein
eigenes Schreiben an dessen Stelle in die kirchliche Literatur
hineinschmuggeln."
An Timotheus: Erster Brief
(wahrscheinlich Mitte des 2. Jh.
geschrieben)
»Der erste Brief an Timotheus wurde zusammen
mit dem zweiten und dem Brief an Titus von einem
unbekannten Verfasser oder Verfasserkreis im Namen des Paulus
geschrieben.«
Perikope (nach Gerd Theißen):
wörtl. «Abschnitt». Abschnitte aus der
Bibel, die
einer Auslegung oder einer Lesung zugrunde gelegt werden. In den
Evangelien handelt es sich oft um ursprünglich
selbständige
«kleine Einheiten», die potenziell isoliert von
andern
tradiert werden können.
Pneuma,
pneumatisch gr.: Geist
(Gottes); geistgewirkt, geisterfüllt.
Pneumatologie,
pneumatologisch
gr.: Lehre vom Heiligen Geist.
Polytheismus
gr.: Glaube an und Verehrung mehrerer
Götter.
Pontifex: Der Pontifex
war im römischen Reich ein sakraler Beamter (ungenau als
Priester bezeichnet). Die Pontifices waren in einem Gremium, dem Collegium
pontificum
zusammengefasst. Das Pontifikalkollegium war diejenige
Behörde,
die für die Wahrnehmung aller Zeremonien und Opfer nach dem patrius
ritus
zuständig war. Ihnen fielen alle Aufgaben des
regelmäßigen staatlichen Gottesdienstes zu, die
nicht
anderweitig besonders geordnet waren. Der Vorsteher des Kollegiums war
der Pontifex Maximus.
Der Titel Pontifex
Maximus (lat.
für "oberster Brückenbauer") war
ursprünglich dem
obersten Wächter des altrömischen
Götterkultes
vorbehalten (s. o.). Er ging später auf die römischen
Kaiser
und schließlich auf die Päpste über.
Presbyter:
urchristl.
Gemeindeältester.
Prozesse im 18. Jahrhundert
(exemplarisch): Die Theologin Uta Ranke-Heinemann
beschreibt, welcher Strafe der bekannte französiche Autor Voltaire
(1694-1778),
ein wichtiger Vertreter der europäischen Aufklärung
und
Wegbereiter der Französischen Revolution, nur knapp entgangen
war.
Auf Betreiben eines Priesters aus der Nachbarschaft Voltaires kam es
wegen einer vermeintlichen "Beleidigung des Kreuzes" beinahe zum
Verhängnis:
"In Dijon kam es zum Prozess in
dieser Sache.
Voltaires Freund Tronchin gelang es jedoch, eine Verurteilung zu
verhindern. Die Strafe für eine derartige
Gotteslästerung war
Herausschneiden der Zunge und Abhacken der Hände."
Voltaire
setzte sich mehrfach für Angeklagte ein, die
ähnlichen
Beschuldigungen ausgesetzt waren. Die Schilderung eines dieser
haarsträubenden Fälle findet sich ebenfalls bei Uta Ranke-Heinemann:
"1766 beschäftigte sich
Voltaire mit dem Fall des 19jährigen Chevalier Jean FranÇois
de La Barre (1747-66). Zu seinem großen Kummer gelang es ihm
nicht zu verhindern, dass La Barre vom Tribunal Abbeville 1766 zum Tode
verurteilt wurde. Er wurde gefoltert und enthauptet. Man verzichtete im
letzten Moment darauf, ihm vor der Enthauptung die Zunge
herauszuschneiden, wie es im Urteil vorgesehen war. Man verbrannte
seinen Leichnam und mit dem Leichnam die Briefe
über die Wunder und andere Schriften Voltaires, die
man bei ihm gefunden hatte.
La Barre wurde vorgeworfen, dass er beim Vorbeiziehen einer Prozession
nicht gegrüßt und dass er ein Kruzifix auf einer
Brücke
beschädigt habe. Nachgewiesen wurde ihm nur, dass er nicht den
Hut
gezogen und »anstößige Lieder«
gesungen hatte."
Pseudepigraphie;
Pseudepigraphen: wörtl.
«Falschzuschreibung». Schriften, die unter falschem
Namen publiziert oder verbreitet werden (Gerd
Theißen); (Duden) Plur.,
Schriften aus der Antike, die einem Autor fälschlich
zugeschrieben wurden.
rabies theologorum lat.:
Wut, Besessenheit der Theologen.
revelatio
generalis lat.:
In der Theologie – Gottes allgemeine Offenbarung in den Werken der
Schöpfung.
revelatio specialis
lat.: In der Theologie – Gottes Offenbarung
in Christus (zum Heil).
Römische Hierarchie:
Gemeint ist hier die Gesamtheit der obersten Führungsschichten
der
frühen (katholischen) Kirche, bestehend aus dem Bischof von
Rom
und den von ihm abhängigen Kirchenführern.
Die Bezeichnung lässt sich unverändert auf die
Leitung der
heutigen römisch-katholischen Kirche mit ihrem Sitz im Vatikan
übertragen. Ihr Oberhaupt trägt mittlerweile den
Titel Papst (dieser Titel
wurde wohl erstmals im Jahre 384 verwendet).
Theismus gr.
(nach Hauck/Schwinge):
Glaube an einen persönl., überweltl. Gott.
Theokratie
gr. (nach Hauck/Schwinge):
Gottesherrschaft, Verfassung, in der Gott
als Herrscher gilt.
Transsubstantiation,
transsubstantiieren lat.:
T. bezeichnet die Lehre der katholischen Kirche von den Elementen im
Abendmahl. Danach werden die Elemente Brot und Wein durch das Handeln
des Priesters in ihrer Substanz real verwandelt in Leib und Blut
Christi, wobei sie allerdings äußerlich Brot und
Wein
bleiben. Wegen der Gefahr, etwas vom Blut Christi zu
verschütten,
trinkt deshalb auch nur der Priester vom gewandelten Wein, die Gemeinde
erhält den gewandelten Leib in Form der Hostie. Die
übrigbleibenden Elemente werden deshalb auch im verschlossenen
Tabernakel aufbewahrt.
(s. auch hier)
Trinität, trinitarisch lat.
(nach Hauck/Schwinge): Dreifaltigkeit
(Gottes als Vater, Sohn und Hl. Geist); -> immanente Tr.,
Dreifaltigkeit als innergöttl. Verhältnis; der Sohn
u. der
Geist sind gleichewig u. »gleichen Wesens mit dem
Vater«
(-> Homousie; kirchl. Lehre seit Nicäa 325 u.
Konstantinopel
381, -> Nicaeno-Constantinopolitanum).
Tritheismus
gr.: Glaube an drei Gottheiten als
Auflösung der Dreieinigkeit / Dreifaltigkeit.
Una Sancta lat.:
Kurzform der Eigenbezeichnung der katholischen Kirche als 'Una Sancta
catholica et apostolica ecclesia' (eine, heilige, katholische und
apostolische Kirche). Una Sancta war auch der Name einer nach 1945 in der katholischen Kirche
aufgekommenen ökumenischen Bewegung.
VELKD: Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland.
Weltgericht
– Matthäus 25,31-46, Bibeltext in der revidierten
Fassung von 1984
Vom
Weltgericht
»31 Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner
Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron
seiner Herrlichkeit.
32 und alle
Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie
voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken
scheidet,
33 und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die
Böcke zur Linken.
34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten:
Kommt
her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet
ist von Anbeginn der Welt!
35 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt zu essen gegeben. Ich bin
ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.
36 Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank
gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis
gewesen,
und ihr seid zu mir gekommen.
37 Dann werden die Gerechten antworten und sagen: Herr wann haben wir
dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und
haben dir zu trinken gegeben?
38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen?
oder nackt und haben dich gekleidet?
39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und
sind zu dir gekommen?
40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich,
ich sage euch: Was
ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das
habt ihr mir getan.
41 Dann wird er auch sagen zu denen zu seiner Linken: Geht weg von mir,
ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und
seinen Engeln!
42 Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen
gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken
gegeben.
43 Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen.
Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank
und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.
44 Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir
dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder
krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?
45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was
ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch
nicht getan.
46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten
in das ewige Leben.«
Die ZEHN GEBOTE
(gr. Dekalog)
aus dem Ev. Gesangbuch,
Nr. 806 DER KLEINE KATECHISMUS Dr. Martin Luthers (1483-1546):
DAS ERSTE GEBOT
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter
haben neben mir.
DAS ZWEITE GEBOT
Du sollst den Namen des Herrn,
deines Gottes,
nicht unnütz
gebrauchen;
denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen,
der seinen
Namen missbraucht.
DAS DRITTE GEBOT
Du sollst den Feiertag heiligen.
DAS VIERTE GEBOT
Du sollst deinen Vater und deine
Mutter ehren,
auf dass dir's wohlgehe
und du lange lebest auf Erden.
DAS FÜNFTE GEBOT
Du sollst nicht töten.
DAS SECHSTE GEBOT
Du sollst nicht ehebrechen.
DAS SIEBENTE GEBOT
Du sollst nicht stehlen.
DAS ACHTE GEBOT
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen
Nächsten.
DAS NEUNTE GEBOT
Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Haus.
DAS ZEHNTE GEBOT
Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib,
Knecht, Magd, Vieh noch alles, was
sein ist.
WAS SAGT NUN GOTT
ZU DIESEN GEBOTEN ALLEN?
Er sagt so:
Ich der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott,
der an denen, die mich
hassen,
die Sünden der Väter heimsucht
bis zu den
Kindern im
dritten und vierten Glied;
aber denen, die mich lieben und meine Gebote
halten,
tue ich wohl bis in tausend Glied.
Was
ist das?
Gott droht zu strafen alle, die
diese Gebote
übertreten;
darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn
und nicht gegen seine Gebote handeln.
Er verheißt aber Gnade und alles Gute
allen, dies diese gebote halten;
darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen
und gerne tun nach seinen Geboten.
Anmerkungen
- Die Erklärungen Luthers ("Was ist das?") zu
den einzelnen Geboten wurden weggelassen.
- Hervorhebungen im
Luther-Text stammen vom Autor der Site.
- Die ZEHN GEBOTE sind im ALTEN TESTAMENT in zwei Versionen enthalten.
Die ältere Version befindet sich im 2.
Mose 20,2-17. Sie ist die Grundlage des KLEINEN
KATECHISMUS Martin Luthers. Die zweite Version findet man im 5. Mose 5,6-21.
- Beide Versionen stimmen inhaltlich weitgehend überein,
unterscheiden sich jedoch in einigen Formulierungen. Interessant ist,
dass des »Nächsten
Weib« in der jüngeren Version den Platz mit des
»Nächsten Haus« tauscht und so ein eigenes
Gebot
erhält (das neunte). Es wurde damit wohl zu einer Sache
höherer Qualität aufgewertet(?) Luther
wählte die erste
Version und fand (noch) nichts dabei, das »Weib«
als Sache unter anderen Sachen
(minderer Qualität) einzuordnen.
- Bei der Zählung der Gebote orientierte sich Luther an Origines
(185-254?) und Augustinus (354-430).
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